Die positiven Nachrichten aus der Welt der Impfstoff-Forschung haben in den letzten Wochen zu einer regelrechten Euphorie-Welle geführt. Das Ende der Corona-Pandemie scheint zum ersten Mal seit einem knappen Jahr in greifbarer Nähe.
Doch der Schein trügt. Virologen wie Christian Drosten zeigen sich alarmiert und sprechen Warnungen aus. Der Lockdown könne sogar bis Februar dauern, meint er kürzlich. Zudem warnt er nun eindringlich vor einer Impfstoff-Euphorie.
Drosten: Politik verantwortlich für Impfstoff-Euphorie
Obwohl der Impfstoff von Biontech in Europa ganz kurz vor der Zulassung steht, mahnt Drosten zur Geduld. Die Corona-Pandemie werde mit der baldigen Verfügbarkeit des Stoffes nicht von jetzt auf gleich verschwinden.
Ganz im Gegenteil. In seinem Podcast "Coronavirus-Update" kritisiert er, dass in Deutschland eine "verzerrte Wahrnehmung" zu dem Impfstoff kursiere.
Unter anderem die Erfolgsmeldungen aus der Politik haben laut Drosten Schuld daran, dass es uns so erscheint, als sei bis Ende Januar ein Großteil der Bevölkerung durchgeimpft.
Diese Euphorie muss der Virologe nun trüben. Es wird wohl noch deutlich länger dauern, bis der Punkt der 60 bis 70 prozentigen Herdenimmunität erreicht werden kann.
Hochschnellende Infektionszahlen trotz Impfstoff
Hier wird Drosten etwas konkreter: "Wir werden zu irgendeinem Zeitpunkt im Sommer eine Situation haben, in der man vielleicht konstatieren kann, diejenigen, die ein sehr hohes Risiko haben und die sich impfen lassen wollten, die sind jetzt geimpft." Ab diesem Zeitpunkt werden die Corona-Maßnahmen von der Politik gelockert werden. Drosten erklärt:
Die Bevölkerung besteht nicht nur aus Risikopatienten, sondern die besteht auch aus der Wirtschaft und alle müssen zu ihrem Recht kommen. Da wird man auch Veranstaltungen nicht mehr blockieren oder in der Teilnehmerzahl reduzieren können.
Aus diesem Grund werde sich das Infektionsbild im nächsten Sommer deutlich verändern, prognostiziert er. "Wir werden dann eine andere Art von Intensivpatienten sehen. Nämlich diejenigen, die aus voller Gesundheit, vollkommen überraschend einen schweren Verlauf bekommen haben", die Intensivstationen sollen dann vor allem von jüngeren, normaleren Patienten gefüllt sein.
Doch Drosten weiß, dass die aktiven Impfungen auch in dieser Zeit weitergehen werden, weswegen das Virus immer weiter zurückgedrängt wird. Wie groß der Erfolg der Impfung sein wird, muss sich noch zeigen.