An einem Tag kann man sich nicht mehr daran erinnern, wo man die Schlüssel aufbewahrt hat. Am nächsten Tag verwechselt man die Vornamen der Kinder. Könnte Gedächtnisverlust ein Zeichen für eine beginnende Alzheimer-Erkrankung sein? In Frankreich leiden laut der Fondation Vaincre Alzheimer 8 % der Franzosen und Französinnen über 65 Jahren an Alzheimer; in Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft 1,8 Millionen Menschen damit.
"Gutartige Gedächtnisverluste sind mit der natürlichen Alterung des Gehirns verbunden", beruhigt Dr. Maï Panchal, Forscherin und Geschäftsführerin der FondationVaincre Alzheimer. Sie treten ab 50 Jahren auf, manchmal auch schon früher ab 30 Jahren". Diese Gedächtnislücken können verschiedene Ursachen haben und sind nicht automatisch ein Zeichen für die Alzheimer-Krankheit.
Was ist der Unterschied zwischen der Alzheimer-Krankheit und harmlosem Gedächtnisverlust?
"Von Alzheimer spricht man eher, wenn man einen Gedächtnisverlust für Fakten oder Gespräche aus der jüngsten Vergangenheit feststellt, insbesondere für Dinge, die am selben Tag oder am Vortag passiert sind", sagt die Forscherin und weist darauf hin, dass Alzheimerpatient:innen nicht in der Lage sind, neue Informationen zu erwerben. "Das sind wichtige und abnormale Fakten, die man vergisst, z. B. jemand, der sich einen Film ansieht und sich nach ein paar Minuten nicht mehr an den Anfang erinnern kann", sagt Panchal.
Aber Vorsicht: Gedächtnisverlust allein ist noch kein Anzeichen für die Alzheimer-Krankheit. Es gibt übrigens viele verschiedene Ausdrucksformen dieser neurologischen Erkrankung: Sie kann sich durch Sprachstörungen, Orientierungsprobleme, eine plötzliche Unfähigkeit, alltägliche Handlungen auszuführen, usw. bemerkbar machen (anscheinend auch durch häufige Nickerchen). Sie kann sich auch in einer Verhaltensänderung äußern, bei der die Wut zunimmt, die Person Veränderungen nicht mehr erträgt oder sich plötzlich apathisch verhält. "In einem Drittel bis einem Viertel der Fälle ähneln die ersten Symptome einer Art Depression", sagt die Forscherin.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Betroffenen in den meisten Fällen ihre eigenen Vergesslichkeiten vergessen oder deren Schweregrad herunterspielen. "Im Gegensatz zu Menschen mit leichtem Gedächtnisverlust, die sich ihrer Vergesslichkeit voll bewusst sind", sagt Panchal.
Wann sollte man sich Sorgen machen und was kann man tun?
Die Expertin empfiehlt dringend, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, sobald die Probleme bei der Aufnahme neuer Informationen (oder Enkodierung) lästig werden oder der Patient oder die Patientin beginnt, andere zu brauchen. "Sie sagt: "Oft ist es ein Angehöriger oder Helfer, der die erste Konsultation veranlasst.
Dennoch handelt es sich in 30 % der Fälle mit ähnlichen Symptomen nicht um die Alzheimer-Krankheit. Wenn ihr euch nicht sicher seid oder zu große Angst vor der Situation habt, kann ein Arztbesuch, um ein Blutbild anordnen zu lassen, mögliche andere Ursachen für Gedächtnisstörungen aufdecken, z. B. eine Schilddrüsenstörung, einen Vitamin-B-Mangel oder Ursachen, die mit der Einnahme eines bestimmten Medikaments zusammenhängen.
Die Forscherin empfiehlt daher, wegen der Vergesslichkeit nicht sofort in Panik zu geraten. "Man muss die Vergesslichkeit im Laufe des Älterwerdens akzeptieren und lernen, mit leichten Gedächtnisstörungen zu leben", schließt sie. Und vor allem, sich weiterhin um sich selbst zu kümmern, um dem kognitiven Abbau entgegenzuwirken, indem man sich körperlich betätigt und soziale Interaktionen aufrechterhält.
Vielen Dank an Dr. Maï Panchal, Geschäftsführerin der Fondation Vaincre Alzheimer.
Auch interessant:
⋙ Kann man Alzheimer mit dem "5-Wörter-Test" erkennen? Die Antwort eines Neurologen
⋙ Alzheimer-Studie: Mögliche Übertragbarkeit durch medizinische Behandlungen
⋙ Alzheimer-Krankheit: Überraschende Verbindung zum Darm
Verwendete Quelle:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Deutsche Alzheimer Gesellschaft stellt neue Zahlen zur Demenz vor: Deutlich mehr Erkrankte unter 65 Jahren als bisher angenommen
Femme Acutelle: Maladie d’Alzheimer ou pertes de mémoire bénignes : comment faire la différence ?
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle