Ein abgebrochenes Handygespräch, Internetprobleme bei der Arbeit an Bord: Zugreisende in Deutschland schlagen sich in ICEs regelmässig mit fehlendem Netz herum. Der Deutsche Bahnchef Richard Lutz wollte nun gemeinsam mit Telekom-Chef Tim Höttges und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz erklären, wie Deutschlands größter Mobilfunkanbieter das leidige Problem lösen kann. Zunächst machte Höttges klar, wie unangenehm ihm das Thema ist: "Wir sind spät dran, das räume ich ein". So habe man in Österreich und der Schweiz schon lange ein stabiles Netz.
Besser spät als nie
Die Funklöcher entlang von den Bahnstrecken gelten als die größten Schwachstellen des Mobilfunks hierzulande und das schon seit langem. Schon 2015 hatte der Bund den Netzbetreibern in einer Frequenz-Versteigerung vorgeschrieben, dass sie den Empfang an diesen Verkehrswegen verbessern sollten. Eigentlich war diese Forderung bis Ende 2019 vorgesehen. Doch noch immer sind die Unternehmen im Verzug. Die Bundesnetzagentur gibt zu, dass die Mobilfunkanbieter nur "zwischen 94,4 und 98,2 Prozent" der Hauptschienenwege in Deutschland mit den benötigten Bandbreiten versorgen. So fehlen hierzulande um die 550 Antennenstandorte entlang der Bahnstrecken.
Eine "radikale Verbesserung"
Vergangenen Mittwoch gaben Bahn und Telekom nun endlich Grund zur Hoffnung. Die Bahnfahrer sollen von 2026 an im Netz der Telekom ohne Unterbrechungen surfen und telefonieren können. Bahn und Telekom sprachen von einer "radikalen Verbesserung". Hierfür werde die Telekom in den kommenden Jahren etwa 800 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb nehmen sowie die Kapazität an mehreren Hundert Standorten erweitern. Die Hauptverkehrsstrecken möchte die Telekom bis 2024 mit einer Datenrate von mindestens 200 Megabit pro Sekunde versorgen (entspricht einem Kabelanschluss). Doch nicht nur die Passagiere, die über einen Vertrag bei der Telekom verfügen, sollen davon profitieren. Auch Fahrgäste mit Handys der Konkurrenten Vodafone, Telefónica und 1&1 würde das nutzen. So sollen diese das WLAN an Bord nutzen können, das ebenfalls über das Netz der Deutschen Telekom laufen wird.