Künstler Kai Piepgras ist erfolgreicher Maler und hat seine Kunstwerke bereits auf der ganzen Welt verkauft. Oft sind auf seinen Gemälden Frauen in Rückansicht, in Gewänder gehüllt, zu sehen, die ein wenig Haut durchblitzen lassen. Piepgras nennt das „Hommage an die Schönheit der Weiblichkeit“. Andere nennen es Sexismus, das ist auch der Grund, warum einige seiner Bilder nur noch verhüllt gezeigt werden sollen.
SPD-Politikerin beschwert sich über die Bilder
Der 54-Jährige ist schockiert: „Was dann nach der nächsten Gemeindevertretersitzung passierte, habe ich in 25 Jahren und mit rund 500 gemalten Bildern noch nicht erlebt.“ Bürgermeister Alexander Orth hatte den Künstler angerufen und berichtet, dass man sich über seine Werke empört hätte, Parallelen zu der #metoo-Debatte und sexuellem Missbrauch seien gezogen worden. Gemeindevertreterin Karla Schmerfeld (64, SPD) gibt zu, sich über die Bilder beschwert zu haben: „Als Frau stoßen diese Bilder mich ab. Die Motivlage mit Frauen, die portionsweise abgebildet werden, ist für einen Ratssaal nicht passend.“ Es sei ihr zuwider, stundenlang etwa auf einen Lederstiefel mit Stiletto-Absatz zu gucken.
Die Lösung: Verhüllte Bilder
Nun muss Künstler Piepgras seine Bilder vor jeder Sitzung eigenhändig verhüllen. Kopfschüttelnd sagt der Maler: „Absurd. Auf den Bildern sind weder primäre noch sekundäre Geschlechtsmerkmale zu sehen.“ Durch dieses „Provinztheater“ fühle er sich in seiner Künstlerehre angegriffen und führt an: „Das ist dicht an Kunstzensur.“ Bürgermeister Orth widerspricht: „Wenn wir die Bilder ausgetauscht hätten, wäre das Kunstzensur gewesen.“ Auch er könne zwar nur den Kopf darüber schütteln, müsse aber gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass „die Gemeindevertreter bei der Erfüllung ihrer Pflicht nicht gestört werden.“ Im Verhüllen der Gemälde sehe er einen Kompromiss mit positivem Nebeneffekt: „Über Kunst soll man ja diskutieren. Wenn das alles dazu führt, dass die Leute sich mit dem Thema auseinandersetzen, ist das positiv.“