Eine selbstlose Handlung oder der Versuch einer Wiedergutmachung? Diese Frage stellen sich viele. Jeff Bezos, der reichste Mann der Welt, ruft einen zehn Milliarden Dollar schweren Klimafonds ins Leben. Er gibt an, er wolle dazu beitragen, "den Planeten zu retten". Dabei zählt Amazon zu den größten Umweltsündern der Welt, und das schon seit Jahren.
Zehn Milliarden Dollar "für den Anfang"
In einem Instagram-Post verkündet der CEO von Amazon seinen 1,5 Millionen Abonnenten seine Entscheidung: Er veröffentlicht ein Bild unseres Planeten und verspricht im Text die Einrichtung eines zehn Milliarden Dollar schweren Fonds für die Erde.
Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unseren Planeten. (...) Diese weltweite Initiative wird Geldmittel für Wissenschaftler, Aktivisten, NGOs zur Verfügung stellen – für alle Anstrengungen, die wirklich eine Möglichkeit bieten, unsere natürliche Welt zu bewahren und zu schützen. Wir können die Erde retten.
Die ersten Subventionen werden ab diesem Sommer ausgeschüttet. Bisher sind wenige Informationen darüber bekannt, doch die Ankündigung wird von den Abonnenten sehr gut aufgenommen. Wir dürfen bei alldem aber nicht die verheerenden weltweiten Umweltauswirkungen von Amazon vergessen.
Drei Wochen nach der Kritik von Amazon-Mitarbeitern
Viele denken, dass das Timing kein Zufall ist. Erst am 27. Januar protestieren mehr als 300 Amazon-Mitarbeiter gegen das US-amerikanische Unternehmen. Sie zeigen die Untätigkeit des Internetriesen hinsichtlich seiner desaströsen Auswirkungen auf die Umwelt auf.
Hunderte von uns haben beschlossen, unserem Arbeitgeber, Amazon, Paroli zu bieten. Wir haben Angst. Aber wir haben beschlossen, dass wir es nicht mit uns selbst vereinbaren könnten, wenn wir es zuließen, dass uns eine Maßnahme angesichts eines so ernsten ethischen Problems wie der Klimakrise mundtot macht.
Kritik gegen Amazon, auch innerhalb des Unternehmens, kommt immer wieder vor. Erst im letzten Mai unterzeichnen Tausende Mitarbeiter einen Brief, in dem sie ihrem Arbeitgeber die Frage stellen, wie er gedenkt auf die Klimaerwärmung zu reagieren. Im September folgt ein Streik. Für das amerikanische Unternehmen ist dies ein riesiges Problem.
Amazon, ein Umweltsünder auf dem Weg der Besserung?
Laut Climate Watch produziert Amazon pro Jahr umgerechnet 44,4 Millionen Tonnen CO2. Das ist etwas mehr als 10 % der jährlichen Gesamtemissionen Frankreichs. Amazon möchte aber bis 2040 CO2-neutral werden, also zehn Jahre nach der im Pariser Klimaabkommen festgelegten Frist. Jeff Bezos verspricht außerdem, bis 2024 100.000 elektrische Lieferautos verwenden zu wollen.
All dies wird schwer zu bewerkstelligen sein. Das riesige logistische Straßentransportnetzwerk, die Datenserverzentren, die für den Betrieb der Cloud erforderlich sind, und der hohe Stromverbrauch sind die größten Hürden auf dem Weg zu CO2-Neutralität.
Hoffentlich kein PR-Gag
Jeff Bezos' Versprechen ist also äußerst mutig, stellt er doch damit seinen Ruf aufs Spiel. Aber mit ein paar Dutzend Milliarden US-Dollar und etwas gutem Willen scheint für den Geschäftsmann nichts unmöglich zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass es sich hier nicht um einen reinen PR-Gag handelt, sondern tatsächlich um den Willen, etwas zum Guten zu verändern.
Seine Mitarbeiter jedenfalls zeigen sich wenig beeindruckt. Sie kritisieren seine Doppelmoral und werfen Bezos Heuelei vor. Auf Twitter veröffentlichen sie ein Statement, in dem sie fragen, wann Amazon aufhören wird, die Umwelt zu zerstören.
Wird Jeff Bezos uns wahre Führungskraft beweisen oder wird er weiterhin an der Beschleunigung der Klimakrise mitschuldig sein, während er so tut, als würde er helfen?