Alarmierende Situation: "Touristen-Elefanten" in Thailand stehen kurz vor dem Verhungern

Das Land, das hauptsächlich vom Tourismus lebt, wird von der derzeitigen Pandemie schwer getroffen. Dies wirkt sich auch auf die Tiere aus, die üblicherweise Touristen-Attraktionen sind.

Elefanten in Thailand
© Justin Pumfrey@Getty Images
Elefanten in Thailand

Im aktuellen Kontext der Covid-19-Krise, die auch vor Thailand nicht Halt macht, steht das Land still: Normalerweise lebt der südostasiatische Staat vor allem vom Tourismus. Dass die Reisenden nun zu Hause bleiben müssen, macht besonders auch den Elefanten zu schaffen, die üblicherweise für touristische Zwecke verwendet werden.

Umstrittene Elefantenritte

Abgesehen davon, dass die Elefantenritte und -spektakel durchaus umstritten sind, geht es den Dickhäutern nun aber aufgrund ihrer plötzlichen Arbeitslosigkeit an den Kragen. Durch die ausbleibenden Einkünfte fehlt es den Besitzern an den finanziellen Mitteln, um die Tiere zu versorgen und zu füttern. Diese dramatische Situation könnte laut den betroffenen Tierhaltern ohne baldige Hilfe schnell zu einer Katastrophe für die Elefanten ausarten.

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Elefantenritte in Thailand sind sehr umstritten  Abraham@Getty Images

Unterernährte Elefanten, täglich 18 Stunden angekettet

Unterernährte Elefanten, die auf leerstehenden Feldern angekettet sind: Das ist eine der unsichtbaren, aber schrecklichen Folgen der Coronavirus-Pandemie, die weltweit ihre Kreise zieht und auch Thailand nicht erspart bleibt. Der einzige tägliche Ausgang für die Tiere sind ein Besuch im benachbarten Tempel, um ein paar Bananen zu pflücken, und ein Spaziergang durch die Felder auf der Suche nach hohen Gräsern, die in der besonders dürren Trockenzeit in diesem Jahr sehr schwer zu finden sind. "Das reicht nicht aus. Sie fressen nur die Hälfte ihres täglichen Bedarfs. Ihre Gesundheit ist in Gefahr", erklärt einer der Tierpfleger im Gespräch mit der französischen Presseagentur AFP.

Anders gesagt bedeutet dies, dass die Elefanten 18 Stunden pro Tag angekettet sind und sich nicht bewegen können. Natürlich wirkt sich das auf die Psyche der Dickhäuter aus, die "manchmal miteinander kämpfen und sich verletzen", so Saengduean Chailert vom Elephant Nature Park, einem Reservat für 84 Elefanten, in dem auf das Wohlbefinden der Tiere geachtet wird.

Von Tag zu Tag wird es schlimmer

Bereits zuvor sind die Lebensbedingungen dieser Tiere belastend und werden von zahlreichen Tierschutzorganisationen kritisiert: Viele Parks in Thailand verstecken sich hinter einer vermeintlich ethischen und respektvollen Tierhaltung und betreiben in Wahrheit ein schmutziges Geschäft, bei dem den Tieren schreckliche Gewalt widerfährt.

Doch seit Ende Januar hat sich die Lage nochmal enorm zugespitzt. Bereits zu diesem Zeitpunkt kommen keine chinesischen Touristen mehr ins Land (die normalerweise mehr als ein Viertel der Touristen Thailands ausmachen). Bald darauf bleiben auch die Reisenden aus anderen Ländern fern. Mitte März ordnet die Regierung sogar die einstweilige Schließung aller Elefantenparks an.

Betriebe können Kosten nicht mehr stemmen

Mae Taeng, einer der größten Parks des Landes, kann noch von seinen Ersparnissen zehren. Üblicherweise besuchen ihn bis zu 5.000 Touristen pro Tag. Besonders Elefantenritte und äußerst kontroverse Spektakel mit tanzenden oder malenden Elefanten sind die großen Attraktionen des Parks, die die Kassen gewaltig klingeln lassen.

Doch Dutzende kleinere Betriebe können jetzt bereits die täglichen Kosten nicht mehr stemmen. Die meisten vermieten ihre Elefanten deshalb um 700 bis 1.200 Dollar pro Monat, um ihre Kosten decken zu können. Zusätzlich kostet es etwa 50 Dollar pro Tag, um die Elefanten zu ernähren und ihren Mahout (Ausbilder, Pfleger) zu bezahlen. "Viele von ihnen werden vermutlich nach der Krise nicht wieder aufsperren können", so Saengduean Chailert.

Welche Zukunft blüht den Elefanten?

Trotz des 1989 erlassenen Verbots der Verwendung von Elefanten für die Forstarbeit werden wohl viele wieder "für den Holztransport verwendet werden, der zu zahlreichen Verletzungen führt", befürchtet Theerapat Trungprakan, Präsident der Thai Elephant Alliance Association.

Thailand zählt 3.800 domestizierte Dickhäuter. Es ist unmöglich, sie in die freie Wildbahn zu entlassen, denn dies würde zu Konflikten mit den ca. 3.000 wild lebenden Elefanten in Thailand führen. Außerdem würde die Gefahr von Unfällen oder Krankheiten drohen. In diesen Umständen würden "75 % von ihnen dies nicht überleben", so die Schätzung von Apichit Duangdee.

Die einzige mögliche Lösung wäre also, dass die Regierung ein Hilfspaket von mindestens 30 Dollar pro Tag und pro Tier schnürt. Außerdem müsste es den Mahouts ermöglicht werden, die Tiere in den Wald zu führen, wo sie mehr Nahrung finden können. Dies ist derzeit verboten. Zahlreiche Organisationen appellieren auch an private Wohltäter, "die Elefanten zu retten, denen der Hungerstod droht".

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