Definition: Was ist das Guillain-Barré-Syndrom?
Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, der Kanäle, die Informationen aus dem zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) zu den Muskeln und Organen leiten. Es tritt in Form von einer Muskelschwäche oder fortschreitenden Lähmung auf, die meist an den Beinen beginnt. Es handelt sich um ein vorübergehendes Phänomen, das in der Regel sechs Monate bis ein Jahr andauert.
Das Guillain-Barré-Syndrom wird auch als akute, entzündliche Polyradikulitis bezeichnet. Oft tritt es infolge einer Infektion mit Viren oder Bakterien auf.
Symptome des Guillain-Barré-Syndroms
Die Symptome des Guillain-Barré-Syndroms treten plötzlich auf und ihre Intensität variiert stark je nach Fall. Sie entwickeln sich in drei verschiedenen Phasen.
- Ausdehnungsphase: Die ersten Anzeichen des Guillain-Barré-Syndroms sind ein Kribbeln oder Stechen in den Füßen und Händen. Es folgt eine Muskelschwäche, die bis hin zu einer Lähmung führen kann. Sie geht meist von den Beinen (oder Füßen) aus und steigt allmählich den Körper hinauf. Sie führt zu einer Lähmung der Atemmuskulatur, der Gesichts- oder Schluckmuskeln.
Diese Phase dauert eine Woche bis einen Monat und kann eine Notfallbehandlung erforden, wenn es zu einem Atemstillstand oder einer vollständigen Lähmung der Schluckmuskeln kommt.
- Plateauzeit: Die Symptome des Guillain-Barré-Syndroms stabilisieren sich. Allerdings kann man bestimmte Auswirkungen wie einen sehr hohen oder sehr schwachen Blutdruck, Herzrasen oder das Auftreten von Komplikationen wie der Entstehung von Schorf, Blutgerinnseln, Venenentzündungen oder Harnwegsinfektionen feststellen. Die Dauer dieser zweiten Phase variiert stark und kann von einigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten reichen.
- Erholungsphase: Hierbei handelt es sich um die letzte Phase des Guillain-Barré-Syndroms, bei der die Symptome nach und nach zurückgehen. Sie dauert mehrere Monate.
Ursachen des Guillain-Barré-Syndroms
Die peripheren Nerven bestehen aus Nervenfasern, die von einer als Myelinscheide bezeichneten Schutzschicht umgeben sind. Diese ermöglicht eine gute Zirkulation der Nervensignale. Im Falle des Guillain-Barré-Syndroms ist die Myelinscheide allerdings angegriffen oder ganz zerstört. Man spricht hier von einer Demyelinisierung.
Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine Autoimmunkrankheit. Das heißt, dass das Immunsystem sich gegen den Organismus wendet. Es werden schädliche Antikörper produziert, welche die Myelinscheide, also körpereigene Zellen, angreifen. Der Ursprung dieser Störung ist noch unbekannt. Was man bislang weiß ist, dass das Guillain-Barré-Syndrom häufig infolge einer bakteriellen oder viralen Infektion wie einer Angina, einer Grippe oder letzthin auch dem Zika-Fieber auftritt.
Behandlung des Guillain-Barré-Syndroms
Das Guillain-Barré-Syndrom muss so schnell wie möglich behandelt werden, um eine zu große Schädigung der Nervenverbindungen zu verhindern. Es gibt zwei Hauptbehandlungsmethoden, die je nach der Schwere der Erkrankung gewählt werden: Entweder es werden intravenös Immunoglobine verabreicht (gesunde Antikörper, die die schädlichen Antikörper zerstören), oder es wird eine Plasmapherese vorgenommen, bei der das Blutplasma durch gesundes Plasma ersetzt wird.
Im Falle einer Lähmung der Atemmuskulatur ist eine Atmungsunterstützung durch Ventilationsunterstützung unerlässlich. Tritt eine schwere Störung der Schluckmuskeln auf, so müssen die Patienten mithilfe einer Magensonde ernährt werden.
Wenn das Guillain-Barré-Syndrom abgeklungen ist, bleiben nur in seltenen Fällen Folgeschäden bestehen. Die Quote des Wiederauftretens ist ebenfalls sehr gering.
Auftreten und Häufigkeit des Guillain-Barré-Syndroms
In Deutschland erkrankt durchschnittlich einer von hunderttausend Menschen am Guillain-Barré-Syndrom. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die entzündliche Polyradikulitis kann sowohl Kinder wie auch Erwachsene betreffen, im höheren Lebensalter ist eine Erkrankung jedoch wahrscheinlicher. Auffällig ist, dass das Guillain-Barré-Syndrom häufiger im Frühjahr und Herbst auftritt. Es wird vermutet, dass dies in Zusammenhang mit der Tatsache steht, dass Infekte in diesen Jahreszeiten deutlich häufiger auftreten.