Der in Eile gebaute Beton-Sarkophag, der die Welt vor den hochgiftigen Trümmern schützt, steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Schutzhülle des Reaktors Nummer 4, des berüchtigten Kernkraftwerks Tschernobyl, droht einzustürzen.
Ein riesiges Projekt zum Schutz der ganzen Welt
Weniger als zwei Monate nach dem Unfall im Jahr 1986 arbeiten damals bereits 600.000 Arbeiter daran, den Reaktor von der Welt zu isolieren. Dafür bauen sie eine riesige Kuppel, die sie den „Sarkophag“ nennen, und verhindern damit die Freisetzung von Schadstoffen wie Corium, Uran und Plutonium.
Konstruktionsfehler
Nach mehreren Beobachtungen hat das für die Instandhaltung des Standorts „SSE Tschernobyl PP“ zuständige ukrainische Unternehmen darauf hingewiesen, dass sich der Sarkophag in einem schlechten Zustand befindet und mit hoher Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft zusammenbrechen wird.
Dieser marode Zustand des Gebäudes ist vor allem dem Alter geschuldet und den schwierigen Bedingungen des Baus. Damals mussten sich die Bauarbeiter beeilen und den Sarkophag unter Zeitdruck errichten.
Aufgrund der Dringlichkeit, aber auch aufgrund der Gefahren versuchen die Arbeiter damals, ihre Arbeit so gut wie möglich auszuführen, können aber die Fugen des Gebäudes nicht vollständig abdichten. Dadurch kann Wasser ins Innere eindringen.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Eine Baustelle, auf der insgesamt neun Jahre gearbeitet wird, wird eingerichtet. Das Ziel ist es, eine zusätzliche riesige Hülle von 32.000 Tonnen um den Sarkophag zu bauen, um das Gelände bestmöglich vor einer Explosion zu schützen.
Nicht weniger als 2.500 Lastwagen und 18 Schiffe sind nötig gewesen, um die Teile dieses neuen Schutzbaus, die die Welt für mindestens 100 Jahre vor Strahlung schützen soll, zu transportieren.
Abbau des Sarkophags und Reinigung der Anlage
Am 29. Juli unterzeichnen die ukrainischen Behörden einen Vertrag über 78 Millionen Dollar mit einem Bauunternehmen, das den ehemaligen Tschernobyl-Sarkophag vollständig demontieren soll. Die Arbeiten werden weitgehend mit Robotern durchgeführt. Anschließend wird die Anlage gesäubert, um radioaktive Partikel zu entfernen. Das Projekt soll 2065 abgeschlossen werden.
Das Bewusstsein um die Atomkatastrophe von Tschernobyl reißt nicht ab. Ganz im Gegenteil - in einer Zeit, wo Klimaschutz immer mehr an erste Stelle rücken und die Dringlichkeit eines Umdenkens immer notwendiger wird, reisen viele Menschen, sogar Influencer, nach Tschernobyl, um diesen Teil jüngster Geschichte in Erinnerung zu behalten. Und wie man sieht, ist die Gefahr noch nicht gebannt, auch wenn Tschernobyl noch immer ausgestorben ist wie eine Geisterstadt.