Er gilt als einer der gefährlichsten Vulkane der Welt… Und wer sich mit seiner Geschichte befasst, begreift schnell, warum. Der 1281 Meter hohe Vesuv ist ein Schichtvulkan an der italienischen Küste am Golf von Neapel und kaum zehn Kilometer von Neapel entfernt. Er ist einer der aktivsten Vulkane Europas und ähnlich bekannt wie der afrikanische Kilimandscharo oder der Ätna auf Sizilien.
Der Vesuv gehört zu einer Reihe von Vulkanen, die ihren Ursprung dem Zusammentreffen der tektonischen Platten Afrikas und Eurasiens zu verdanken haben. Er entstand vor ungefähr 17.000 Jahren auf den Resten eines früheren Schichtvulkans, des Monte Somma. Der Gipfel des Somma war im Laufe einer gewaltigen Eruption eingestürzt. In dem riesigen, dadurch entstandenen Einsturzbecken wuchs daraufhin nach und nach ein neuer Kegel, der heutige Vesuv.
Der Vesuv und seine Ausbrüche
Die Ausbrüche des Vesuvs können sowohl effusiver als auch explosiver Natur sein. Dabei tritt sehr flüssige Lava in Form von kilometerhohen Eruptionssäulen, Lavaströmen, Lavaseen oder auch pyroklastischen Strömen aus. Diese Ausbrüche mit Feststoff-Gas-Dispersionen aus gashaltigem Magma und heißer Asche gehören zu den heftigsten ihrer Art, können Dutzende von Kilometern in die Atmosphäre geschleudert werden und sich über riesige Flächen ausbreiten.
Innerhalb der letzten 17.000 Jahre hat der Vulkan acht gewaltige Ausbrüche erlebt, von denen einer, der wohl bekannteste, die antiken Städte Pompeji und Herculeanum zerstört hat. Dieser Ausbruch vom 24. August 79 n. Chr. wird als einer der katastrophalsten Ausbrüche der Geschichte beschrieben. Es war ein Ausbruch der Stärke 5 des 8 Stärken zählenden Vulkanexplosivitätsindexes VEI, der mindestens 16.000 Todesopfer gefordert hat.
Nach Meinung der Spezialisten hat der Vulkan dabei eine gigantische pyroklastische Wolke freigesetzt. Vulkanische Gase, glutheiße Asche und Gestein wurden dabei an die dreißig Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert, ehe sie sich in der Umgebung verbreiteten. Zusammen mit den Lavaströmen haben die Staub- und Aschemassen alles auf ihrem Weg zerstört und innerhalb von weniger als zwei Tagen die benachbarten Orte und fast alle ihre Einwohner unter sich begraben.
Die Ausbrüche des Vesuvs nach Pompeji
Seit dem verhängnisvollen Jahr 79 ist der Vesuv noch mehrmals ausgebrochen. Dazwischen lagen jahrzehntelange Ruhephasen. Wenn auch keine dieser Eruptionen so mörderisch war wie die von Pompeji, so erreichten doch zwei davon ein Ausmaß der Stärke 5: der Ausbruch von 472 und der von 1631. Nach diesem letzten größeren Ausbruch lag eine relativ ruhige Aktivitätsphase mit regelmäßigen Aktivitäten wie Lavaströmen und Aschewolken.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es dann wieder ein paar größere Ausbrüche. Darunter den Ausbruch von 1906, der mehrere Dörfer völlig zerstörte und mindestens 100 Todesopfer forderte. Die letzte größere Eruption fand 1944 während des Zweiten Weltkriegs statt. Während des Ausbruchs musste ein amerikanischer Militärflugplatz evakuiert werden und zahlreiche Flugzeuge wurden durch die Aschewolken beschädigt.
Der schlafende Riese bleibt immer noch gefährlich
Gegenwärtig gilt der Vesuv als schlafender Vulkan. Es sieht so aus, als befände er sich in einer neuen Ruhephase. Doch die Spezialisten warnen und bleiben extrem wachsam. Zu oft hat der Vesuv gezeigt, wie unberechenbar er ist. Dazu kommt die Bevölkerungsdichte in seiner näheren Umgebung. Immerhin leben mehr als 600.000 Menschen im Umkreis von 10 Kilometern um den Vulkan.
Im Umkreis von 30 Kilometern sind es dann schon mehr als drei Millionen Einwohner. Ein neuer Ausbruch könnte verheerende Folgen haben. Dazu kommt, dass der Vesuv nicht der einzige Vulkan in der Gegend um den Golf von Neapel ist.
Eine Caldera namens Campi Flegrei mit den sogenannten Phlegräischen Feldern wird von den Vulkanologen ebenfalls streng überwacht. Trotz der Gefahr, die von diesem Gebiet ausgeht, gehören der Vesuv und seine Umgebung zu den meistbesuchten Touristenattraktionen der Gegend. Unzählige Besucher erklimmen jährlich seine Hänge und wagen sich bis zum Gipfel hinauf…