Es ist keine außergewöhnliche bisher unentdeckte Höhle, sondern ein nicht gerade einladender Ort: Die Höhle von Abanda in Gabun. Stockdunkel, hohe Temperaturen, schwindelerregende Dämpfe und zahlreiche Fledermäuse erwarten euch. Doch für Höhlenforscher wartet hier ein echter Schatz: Eine ganz neue Krokodilart, die verdeutlicht, wie sehr sich die Natur anpassen kann. Diese löst keine Panik, sondern Faszination unter den Forschern aus.
Erstaunliche Entdeckung
"Sieht aus wie flüssiger Schlamm", erklärt der Wissenschaftler Olivier Testa gegenüber National Geographic, als er vom Boden spricht. "Doch das ist gar kein Schlamm." Diese matschige Substanz nennt sich Guano. Tonnen davon mischen sich mit dem Wasser und bilden eine Lache von Fledermaus-Exkrementen. "Die Umgebung ist eine Herausforderung", sagt der Herpetologe Matthew Shirley. Doch es muss so sein, für die Krokodile, die hier leben. Eine orangenfarbene Art, die fast blind ist.
Die Forscher haben sich intensiv mit diesen Tieren auseinandergesetzt und häufige Expeditionen in die Abanda-Höhle unternommen. Ihren Entdeckungen zufolge stammt die Farbe vom Guano, in dem sich die Krokodile ihr ganzes Leben lang suhlen. "Das Guano der Fledermäuse besteht größtenteils aus Harnstoff", erklärt Shirley. "Sein pH-Wert ist deshalb sehr hoch und die Farbe orange."
Außerdem ernährt sich das Krokodil anders als seine Verwandten: In der Höhle gibt es fast nur Fledermäuse, in der Oberwelt hingegen auch Fische und Krebstiere.
Zwei unterschiedliche Arten?
Und es gibt einen weiteren wichtigen Unterschied zwischen den Tieren. Laut Shirley hat das Höhlenkrokodil seine eigene DNA entwickelt, sie unterscheidet sich vom Osteolaemus tetraspis. Um diese These zu bestätigen, hat ein Team das Blut von 40 Höhlenkrokodilen und 200 Krokodilen aus der Oberwelt analysiert.
Die Analyse hat ergeben, dass die orangenfarbenen Krokodile ganz andere Gene aufweisen. So unterschiedlich, dass die Höhlenkrokodile bald als eigene Art gelten dürften. Der Forscher erklärt:
Wegen ihrer Abgeschiedenheit und der Tatsache, dass kaum eines der Krokodile die Höhle verlässt, entwickeln sie sich zu einer eigenen Spezies. Wir wissen allerdings nicht, wann genau diese Umwandlung abgeschlossen sein wird.
Eigene Spezies entwickelt sich
Interessant ist auch, wie sich die Tiere fortpflanzen. Die kleinsten Krokodile können die Grotte nämlich verlassen. Die großen Krokodile hingegen schaffen es nicht durch den Ausgang, also bleiben zwei Optionen: Entweder sie pflanzen sich nicht mehr fort oder sie legen in der Höhle Eier.
Ein Vorgang, den es so noch nie gab, denn Krokodile brauchen eigentlich Vegetation für ihre Eier. Sonst können diese nicht gedeihen. Shirley denkt, dass bei jeder neuen Generation die Krokodile von Außen kommen und sich mit ihrem orangefarbenen Verwandten vermischen. Doch wie, ist weiterhin noch ein Rätsel. Doch eine Sache zeigt sich: Somit bleibt eine genetische Vielfalt bestehen und Inzest wird vermieden.